Neubaugebiet Westring: Stadt will Wutdebatte vermeiden

Seligenstadt, 08.12.2018 - Es ist das ehrgeizigste Erschließungsvorhaben seit Jahrzehnten, wirft Grundsatzfragen auf und birgt Spaltpotenzial für die Stadtgesellschaft.

Nach Ansicht eines prominenten Magistratsmitglieds könnte das Baugebiet am Westring sogar die Kommunalwahl 2021 entscheiden. Wie tief das Interesse jenseits von Kommunalpolitik und veröffentlichter Meinung reicht, zeigte sich am Mittwochabend: Über 80 Bürger diskutierten bei der ersten Planungswerkstatt im Riesensaal mit.

Die erste Überraschung gelang den Seligenstädtern gleich zu Beginn: Dass sich nicht nur Anlieger und Grundbesitzer, sondern Bürger aus allen und speziell entfernteren Stadtbereichen zur Planungswerkstatt für das Baugebiet Westring einfinden, ist nach Worten der Stadtplanerin Claudia Becker vom Darmstädter Fachbüro Planquadrat nicht der Regelfall – speziell dann, wenn ein Entwicklungsprozess wie hier erst ganz am Anfang stehe, betonte Co-Moderator Thomas Müller. Von Bürgermeister Dr. Daniell Bastian als Geschäftsführer des Hanauer Baulandentwicklers Terramag vorgestellt, wertete Müller das breite Interesse als wichtigen Fingerzeig, wie weit das Vorhaben zumindest subjektiv ins Stadtgefüge eingreife – eine Einschätzung, die sich später an den Thementafeln bestätigte.

Die Sacharbeit an insgesamt vier Themenblöcken hatten die Planer im Vorfeld hinreichend straff organisiert, um eine emotionsgesteuerte Angst- und Wutdebatte trotz vereinzelter Anläufe zu vermeiden. Je 15 Minuten hatten die Bürger Zeit, anhand großformatiger Luftbilder über Wohnformen, Verkehr, Freiräume und Grünflächen sowie soziale Infrastruktur zu reden. Stichworte hielten Mitarbeiter auf farbigen Klebezetteln fest und erlebten bei der Auswertung die nächste Überraschung: Noch bevor auch nur eine erste grobe Planskizze existiert, beschäftigen sich die Bürger eingehend mit Details.